Sonntag, 22. Februar 2015

Bündner Gerstensuppe

Noch einen Beitrag zur vegetarischen Weltreise in die Schweiz.
 

Bündner Gerstensuppe ist sehr lecker. Eine tolle Suppe, auch gegen Ende des Winters, wenn es am Gemüsestand nur noch Kohl gibt ;-)


Für 2 Portionen habe ich 1 Karotte, 1/4 Sellerie Knolle, 1/4 Weißkohl fein gewürfelt und mit einem 1 EL Öl angeschwitzt und glasig gedünstet. Des Weiteren habe ich eine halbe Stange Lauch in Ringe geschnitten und und 1 Kartoffel gewürfelt und dazu gegeben. 50 g Gerste (Graupen) und 1,5 Liter Wasser kamen dazu. Nachdem das Gemüse und die Gerste gar war, habe ich mit Salz und Pfeffer abgeschmeckt. 2 EL Sahne gehören auch noch in die Suppe.

 

Ich kenne auch noch eine Variante mit weißen Bohnenkernen. Mit der Bündner Gerstensuppe verhält es sich wohl so, wie mit dem Dialekt, jedes Tal hat sein eigenes Rezept.

Entscheidungen

Gestern Abend führte ich Gespräche bei einem Geburtstag. Genauer bei dem Geburtstag einer Freundin mit ihren Eltern.

Und immer wieder bin ich überrascht, wie gut mich bestimme Menschen in meinem Umfeld kennen und wie weit diese Kenntnis nicht vorhanden sein kann.
Es ist so, dass ich im Dezember einige Entscheidungen bezüglich meiner beruflichen Zukunft zu treffen hatte und dies getan habe. Im Großen und Ganzen ohne meine Anverwandten einzuweihen. Ich sage nicht, dass ich mich zu Hause eingeschlossen habe. Natürlich habe ich mit meinen Eltern und Freunden darüber gesprochen. Die Möglichkeit der Entscheidung schlummerte schon länger in mir und dazu führte ich bereits im Februar letzten Jahres ganz wunderbare Gespräche in Genf. Natürlich suchte ich mir zur Diskussion auch Leute, die die nichtvorgesehene Möglichkeit meines beruflichen Werdegangs schon durchlaufen hatten oder nachvollziehen konnten. Oder die bezüglich beider Optionen neutral eingestellt waren.
Um kurz zu skizzieren: Ich studierte eigentlich Lehramt, war ein Jahr im Ausland und schrieb eine fachliche Bachelor-Arbeit, studierte weiter und entschied mich auch eine fachliche Abschlussarbeit zu schreiben. Der weitere Weg hätte vorgesehen, dass ich dann ins Lehramt einsteige.
Ich entschied mich also noch bevor ich mein Zeugnis in den Händen hielt. Die nächsten drei Jahre möchte ich eine Doktorarbeit schreiben. Meine Eltern haderten etwas mit meiner Entscheidung, doch als sie mein Zeugnis und damit die Note für meine Abschlussarbeit sahen, verstummten jegliche Einwände. Viele Freunde beglückwünschten mich zu meiner Entscheidung und hätten meinen Einstieg ins Lehramt als „Perlen vor die Säue“ empfunden. Einer fragte, ob ich das nur wegen des Titels machen wolle.
So informierte ich immer noch nach und nach Leute, die ich treffe und die mich fragen. Gestern Abend eben auch, wo sich wieder einmal zeigte wie unterschiedlich Leute reagieren.
Zuerst sprach ich mit dem Vater. Er freute sich und sagte grinsend, dass er schon immer wusste, dass ich weiter machen würde. Immerhin hätte ich das Chemie Studium durchgezogen und bestanden. Wir hatten einen netten Plausch.
Einige Zeit später sprach ich mit der Mutter und ich konnte schon an ihrem Gesichtsausdruck sehen, dass sie meine Entscheidung nicht gut fand. Im Nachhinein würde ich sogar sagen missbilligt. Es folgten eine Reihe doofe Argumente in Bezug auf Karriere, Kinder, Vereinbarkeit und Familie. Die Quintessenz war, dass sich diese Stichworte als Lehrer viel einfacher kombinieren und realisieren lassen.
Bei dieser Diskussion verging mir schon die Lust auf antworten mich zu rechtfertigen, ich ließ reden und stülpte mir eine Käseglocke über.
Die Frage ist doch vielmehr, ist es gegenüber den Schülern und sich selbst sinnvoll einen Beruf zu ergreifen, nur weil dann die Arbeit und Familie besser vereinbar sind?
Bin ich nicht glücklicher, wenn ich einen Beruf wähle, der mir Spaß macht und ich gerne arbeite? Ist das nicht das, was eigentlich wichtig ist?
Mal abgesehen davon, dass ich mit 26 alt genug bin, um meine Entscheidungen selbst zu treffen. Außerdem neige ich nicht zu Übersprunghandlungen oder unüberlegten Entscheidungen. Das sagen auch meine Freunde.
Und als ich gestern Abend wieder zu Hause war, wusste ich warum ich diese Familie in den letzten Monaten so selten getroffen habe. Weil ich eine solche Reaktion ahnte und sie nicht in meine Entscheidung einwirken lassen wollte. Für den Vater tut es mir sehr leid, weil er ein echter Pfundskerl ist und ich ihn sehr gerne mag.

Ich jedenfalls bin glücklich mit meiner Entscheidung und gespannt auf meinen neuen Lebensabschnitt. Und um hier noch etwas den Freak in mir raushängen zu lassen, gibt es noch ein Starwars Zitat von Jedimeister Qui-Gon Jinn: „Feel. Don’t think. Use your instinct.“
Und mein Instinkt sagt mir, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe.

Freitag, 20. Februar 2015

Aargauer Rüeblitorte

Yeah, diesen Monat geht die vegetarische Weltreise in die Schweiz. Also zu meinen Nachbarn in Sichtweite. Da gibt es viele leckere Sachen. Zum Beispiel gehört Vermicelles zu den wenigen Desserts, für die ich Töten würde wo ich ernsthaft bestechlich werde =). Das geht einfach immer.

 

Bei uns gibt es ja an Weihnachten immer Raclette, auch meine „Weihnachtsessenseinladungen“ bestehen auch aus diesem Essen, weil es super einfach und wenig vorzubereiten ist. Halbes Käse-Rad besorgen, Pellkartoffeln kochen und noch zwei oder drei Salate vorbereiten und fertig ist das Essen.
Hier zum Beispiel eine konspirative Sitzung mit dem KHK, dem Freund, dem Theologen und dem Junior.


Ums Raclette soll es aber nicht gehen. Ich hatte zugesagt für eine Veranstaltung einen Kuchen zu backen. Am selben Tag bekam ich noch eine Anfrage für ein Bewerbungsgespräch einen Tag vor der Veranstaltung. Einen Tag musste ich zur Anreise einplanen. Also den Kuchen drei Tage im Voraus backen. Ich wälzte also Backbücher und quälte das Internet, bis ich irgendwann auf die Rüeblitorte stieß. Die gib es bei mir eigentlich nie, weil ich so ein Anti-Zuckerguss bin.
Seit meiner Kindheit kenne ich Betty Bossi Koch- und Backbücher. Betty Bossi ist eine fiktive Köchin, die als Marketingstrategie von einer Margarinefirma in der Schweiz erfunden wurde. Also wurde es eine Betty Bossi Aargauer Rüeblitorte in abgewandelter Form.

Ich habe dazu
225 g Zucker mit 5 Eigelbe schaumig geschlagen und mit 300g fein geriebene Karotten (Rüebli) verrührt. 

Dann 100 g gemahlene Mandeln, 160 g gemahlene Haselnüsse und 40 g Dinkelmehl vermischt.

Dazu kamen die abgeriebene Schale einer Zitrone, 4 EL Speisestärke, 2 EL Kirsch und 1 TL Backpulver. Ebenso 1 guter TL Zimt und ¼ TL Nelkenpulver. Die Eiweiße habe ich mit 1 Prise Salz steigeschlagen und untergezogen.
 

Der Kuchen wird eine Stunde bei 180°C gebacken. 

Nachdem der Kuchen abgekühlt war, habe ich ihn mit Aprikosenmarmelade eingestrichen und mit normalem Zuckerguss überzogen.

Der Kuchen war tatsächlich als Erstes bei der Veranstaltung aufgegessen. Nachdem ich den Zuckerguss runter gerkratzt hatte, fand ich ihn auch sehr lecker. 

Donnerstag, 19. Februar 2015

So fern und doch so nah

Manche (viele) von meinen Lieblingsmenschen wohnen weit weg – sehr weit weg. Ich will nicht sagen, dass ich hier keine Lieblingsmenschen habe, aber es gibt eine kleine Gruppe von Menschen, mit denen ich ein Jahr zusammen gelebt habe. Auch wenn wir über mehrere Stockwerke verteilt waren, verbindet uns dieses eine Jahr. Es war mein erstes Studienjahr, inzwischen bin ich im Letzten angekommen und wohne dort schon 6 Jahr nicht mehr. Zu manchen habe ich mehr Kontakt, zu anderen weniger, zu vielen keinen Kontakt mehr. Einige treffe ich regelmäßig, da ich so gerne ans Meer fahre.

Meine Ortskenntnisse sind – nach all den Jahren – verblüffend gut, trotzdem sehe ich die Veränderungen in der Stadt deutlich. Auch meine Mitbewohner haben sich verändert, es wohnt nur noch ein Teil dort. Durch die weite Distanz bekommen wir von unserem Alltag nicht mehr alles mit, sind aber trotzdem gut über die großen Lebensereignisse informiert; die neuen Mittel der Kommunikation machen es möglich.
Außerdem schreiben wir uns in vielfältiger Form und schicken uns kleine Sachen, die uns ans uns erinnern. Auch wenn wir manchmal nicht wissen warum… Aber manchmal sieht man Dinge, bei denen man an den anderen denkt, obwohl man eigentlich gar nicht so genau weiß warum. Wichtige Entscheidungen werden am Telefon diskutiert und besprochen. Man kann immer um Rat fragen.

Die Zeit, die ich dort verbringe, genieße ich sehr. Auch wenn wir nicht die ganze Zeit zusammen verbringen. Wir unternehmen kleine „Ausflüge“, nichts Besonderes. Aber gut um die Akkus aufzufüllen. Es sind die kleinen Momente, die das Ganze so großartig machen. Wie zum Beispiel nachts an der Förde zu sitzen und Gin Tonic zu trinken und zu reden.
Und in solchen Momenten, wenn ich dort bin, ist es wie wenn ich nie weggegangen wäre. Man kennt sich und weiß um die Vorlieben und Macken des Gegenübers. Und wenn wir dann gemeinsam weggehen oder an den Strand fahren und uns unterhalten, fühlt es sich so an, wie wenn wir immer noch zusammen wohnen würden.


Und so sind wir so fern voneinander und uns doch so nah.