Der Freund behauptet, dass ich einen imaginären Bollenhut (er sagt Bommelhut) trage, da ich, sobald wir in Richtung Schwarzwald unterwegs sind, beim Anblick von Tannenbäumen in Begeisterung ausbreche.
Für die Nicht-Einheimischen sollte ich vielleicht erklären,
dass der Bollenhut das Klischee des Schwarzwaldes ist. Wenn man erzählt, dass
man aus dem Schwarzwald kommt, sehen alle sofort diesen Hut vor sich. Die
ältere Generation der Damen erzählt dann schon einmal, dass sie früher eine
Schwarzwaldpuppe zum Spielen hatten (hier: gefunden in Omas altem Zimmer).
Ich lasse mich nicht gerne in Schubladen stecken, deswegen
trage ich auch keinen Bollenhut. Der Bollenhut ziert lediglich die Tracht eines
einzigen Tales. In meiner Geburtstadt trägt man eine Radhaube.
Das ändert
jedoch nichts an der Tatsache, dass ich gerne im Nadelwald umher stapfe und der
Freund nicht viel vom Schwarzwald versteht.
Mein Freund sagt auch, dass ich gar nicht richtig im
Schwarzwald aufgewachsen bin. Zugegebener Weise liegt die Stadt am Rande des
Schwarzwaldes. Dennoch gibt es hinter unserem Garten direkt einen Wald, der nur
aus Nadelbäumen besteht und spätestens nach 10 Minuten Autofahrt ist man mitten
im Schwarzwald. Des Weiteren war ich (gefühlt) jedes zweite Jahr mit meiner
Schulklasse am Wandertag an den Triberger Wasserfällen und die anderen Jahre
sonst irgendwo zu Fuß im Schwarzwald unterwegs.
Ich mag den Wald genauso sehr, wie ich das Meer mag.
Im Wald ertrage ich
sogar den Schnee.
Noch heute blicke ich
von meinem alten Zimmer auf den Wald hinter unserem Garten und wenn ich meine
Eltern besuche und es zur selben Zeit stürmt, sitze ich am liebsten vor dem
Fenster und schaue den Tannen zu und höre dem Rauschen zu.
Im Schwarzwald wimmelt es von mythischen, sagenumwobenen
Gestalten und wilden Tieren. Es gibt viele „Schwarzwaldgeschichten“. Wer von
uns musste nicht das „Kalte Herz“ in der Schule lesen…
Der Schwarzwald besteht für viele eigentlich auch nur aus
Kuckucks-Uhren, Schwarzwälder Schinken und Schwarzwälder Kirschtorte.
Schwarzwälder Schinken gibt es nicht, bei uns heißt das Speck. Und
Schwarzwälder Kirschtorte wird oft verhunzt. Wenn ich sehe, dass Niederegger
eine Marzipan Torte Schwarzwälder Kirsch anbietet und ich sehe, aus was sie
besteht, möchte ich nur noch laut anfangen laut zu schreien. Der Fehler liegt
hier bei weiten nicht bei Niederegger, sondern bei den Leuten, die das als
Schwarzwälder Kirschtorte kennen und „anpreisen“. Den gleichen Reflex bekomme
ich auch, wenn mir „Norddeutsche“ stolz mitteilen, dass sie Joghurt mit in die
Sahne mischen. Das wäre so ähnlich, wie wenn ich an der Ost- oder Nordsee nach
Ketchup zu meinem Fischbrötchen fragen würde.
Das ist aber nicht alles, was wir bieten können.
Immer, wenn ich den Schwarzwald mit den ganzen
Tannenbäumen im Fernsehen sehe, werde
ich etwas nostalgisch. Wer kommt bei diesem Anblick nicht ins Schwärmen?