Heute eher mal ein unbekanntes Weihnachtslied: Lieb
Nachitgall, wach auf! Eine gesungene Fassung zum Anhören gibt es hier.
1. Lieb Nachtigall, wach auf,
wach auf, du schönes Vögelein
auf jenem grünen Zweigelein,
wach hurtig ohn Verschnauf!
Dem Kindelein auserkoren,
heut geboren, halb erfroren,
sing, sing, sing
dem zarten Jesulein!
wach auf, du schönes Vögelein
auf jenem grünen Zweigelein,
wach hurtig ohn Verschnauf!
Dem Kindelein auserkoren,
heut geboren, halb erfroren,
sing, sing, sing
dem zarten Jesulein!
2. Flieg her zum Krippelein!
Flieg her, gefiedert Schwesterlein,
blas an dem feinen Psalterlein,
sing, Nachtigall, gar fein.
Dem Kindelein musiziere,
koloriere, jubiliere,
sing, sing, sing
dem süßen Jesulein!
Flieg her, gefiedert Schwesterlein,
blas an dem feinen Psalterlein,
sing, Nachtigall, gar fein.
Dem Kindelein musiziere,
koloriere, jubiliere,
sing, sing, sing
dem süßen Jesulein!
3. Stimm, Nachtigall, stimm an!
Den Takt gib mit den Federlein,
auch freudig schwing die Flügelein,
erstreck dein Hälselein!
Der Schöpfer dein Mensch will werden
mit Gebärden hier auf Erden,
sing, sing, sing
dem werten Jesulein!
Den Takt gib mit den Federlein,
auch freudig schwing die Flügelein,
erstreck dein Hälselein!
Der Schöpfer dein Mensch will werden
mit Gebärden hier auf Erden,
sing, sing, sing
dem werten Jesulein!
Melodie und
Text: Bamberger Gesangbuch 1670
Interessant finde ich, dass es, von der Sprechart
gesehen, imperativisch ist. Ich finde es für ein christliches Lied ungewöhnlich,
dass es erstmal keinen Aufruf an die Gläubigen selbst ist, sondern an einen
Vogel. Die Nachtigall ist für ihren Balzgesang bekannt und ist deswegen auch
ein beliebtes Motiv der Literatur. Zum Beispiel bei Shakespeare: „Es war die
Nachtigall und nicht die Lerche“ (aus Romeo und Julia). Die Nachtigall wird als
Symbol des Frühlings und der Liebe angesehen. Dies kann auch auf eine christliche
Bedeutung übertragen werden. An Weihnachten wird Jesus Christus geboren als „Symbol
der göttlichen Liebe“ zu den Menschen. Mit seiner Menschwerdung wird in der
Kirche auch die Ankündigung „besserer Zeiten“ war. Interessant ist auch, dass
hier wieder die grünen Zweige auftauchen. Implizit wird jedoch trotzdem an den
Christen appelliert, die Geburt Jesu Christi zu preisen. Dadurch wird natürlich
auch durch das Singen der Missionierungsanspruch der Kirche abgedeckt.
Ich mag das Lied vor allem
wegen der Frühlingsmotivik. Weihnachten ist in der dunklen Jahreszeit ein
Wendepunkt. Die Wintersonnenwende ist kurz zuvor (am 21. Dezember). Deshalb
werden grob gesagt,
ab Weihnachten die Tage wieder länger und es wird endlich Frühling –
hoffentlich mit viel Sonne.
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