Sonntag, 22. Februar 2015

Entscheidungen

Gestern Abend führte ich Gespräche bei einem Geburtstag. Genauer bei dem Geburtstag einer Freundin mit ihren Eltern.

Und immer wieder bin ich überrascht, wie gut mich bestimme Menschen in meinem Umfeld kennen und wie weit diese Kenntnis nicht vorhanden sein kann.
Es ist so, dass ich im Dezember einige Entscheidungen bezüglich meiner beruflichen Zukunft zu treffen hatte und dies getan habe. Im Großen und Ganzen ohne meine Anverwandten einzuweihen. Ich sage nicht, dass ich mich zu Hause eingeschlossen habe. Natürlich habe ich mit meinen Eltern und Freunden darüber gesprochen. Die Möglichkeit der Entscheidung schlummerte schon länger in mir und dazu führte ich bereits im Februar letzten Jahres ganz wunderbare Gespräche in Genf. Natürlich suchte ich mir zur Diskussion auch Leute, die die nichtvorgesehene Möglichkeit meines beruflichen Werdegangs schon durchlaufen hatten oder nachvollziehen konnten. Oder die bezüglich beider Optionen neutral eingestellt waren.
Um kurz zu skizzieren: Ich studierte eigentlich Lehramt, war ein Jahr im Ausland und schrieb eine fachliche Bachelor-Arbeit, studierte weiter und entschied mich auch eine fachliche Abschlussarbeit zu schreiben. Der weitere Weg hätte vorgesehen, dass ich dann ins Lehramt einsteige.
Ich entschied mich also noch bevor ich mein Zeugnis in den Händen hielt. Die nächsten drei Jahre möchte ich eine Doktorarbeit schreiben. Meine Eltern haderten etwas mit meiner Entscheidung, doch als sie mein Zeugnis und damit die Note für meine Abschlussarbeit sahen, verstummten jegliche Einwände. Viele Freunde beglückwünschten mich zu meiner Entscheidung und hätten meinen Einstieg ins Lehramt als „Perlen vor die Säue“ empfunden. Einer fragte, ob ich das nur wegen des Titels machen wolle.
So informierte ich immer noch nach und nach Leute, die ich treffe und die mich fragen. Gestern Abend eben auch, wo sich wieder einmal zeigte wie unterschiedlich Leute reagieren.
Zuerst sprach ich mit dem Vater. Er freute sich und sagte grinsend, dass er schon immer wusste, dass ich weiter machen würde. Immerhin hätte ich das Chemie Studium durchgezogen und bestanden. Wir hatten einen netten Plausch.
Einige Zeit später sprach ich mit der Mutter und ich konnte schon an ihrem Gesichtsausdruck sehen, dass sie meine Entscheidung nicht gut fand. Im Nachhinein würde ich sogar sagen missbilligt. Es folgten eine Reihe doofe Argumente in Bezug auf Karriere, Kinder, Vereinbarkeit und Familie. Die Quintessenz war, dass sich diese Stichworte als Lehrer viel einfacher kombinieren und realisieren lassen.
Bei dieser Diskussion verging mir schon die Lust auf antworten mich zu rechtfertigen, ich ließ reden und stülpte mir eine Käseglocke über.
Die Frage ist doch vielmehr, ist es gegenüber den Schülern und sich selbst sinnvoll einen Beruf zu ergreifen, nur weil dann die Arbeit und Familie besser vereinbar sind?
Bin ich nicht glücklicher, wenn ich einen Beruf wähle, der mir Spaß macht und ich gerne arbeite? Ist das nicht das, was eigentlich wichtig ist?
Mal abgesehen davon, dass ich mit 26 alt genug bin, um meine Entscheidungen selbst zu treffen. Außerdem neige ich nicht zu Übersprunghandlungen oder unüberlegten Entscheidungen. Das sagen auch meine Freunde.
Und als ich gestern Abend wieder zu Hause war, wusste ich warum ich diese Familie in den letzten Monaten so selten getroffen habe. Weil ich eine solche Reaktion ahnte und sie nicht in meine Entscheidung einwirken lassen wollte. Für den Vater tut es mir sehr leid, weil er ein echter Pfundskerl ist und ich ihn sehr gerne mag.

Ich jedenfalls bin glücklich mit meiner Entscheidung und gespannt auf meinen neuen Lebensabschnitt. Und um hier noch etwas den Freak in mir raushängen zu lassen, gibt es noch ein Starwars Zitat von Jedimeister Qui-Gon Jinn: „Feel. Don’t think. Use your instinct.“
Und mein Instinkt sagt mir, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe.

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