Gestern Abend führte ich Gespräche bei einem Geburtstag.
Genauer bei dem Geburtstag einer Freundin mit ihren Eltern.
Und immer wieder bin ich überrascht, wie gut mich bestimme
Menschen in meinem Umfeld kennen und wie weit diese Kenntnis nicht vorhanden
sein kann.
Es ist so, dass ich im Dezember einige Entscheidungen
bezüglich meiner beruflichen Zukunft zu treffen hatte und dies getan habe. Im
Großen und Ganzen ohne meine Anverwandten einzuweihen. Ich sage nicht, dass ich
mich zu Hause eingeschlossen habe. Natürlich habe ich mit meinen Eltern und
Freunden darüber gesprochen. Die Möglichkeit der Entscheidung schlummerte schon
länger in mir und dazu führte ich bereits im Februar letzten Jahres ganz
wunderbare Gespräche in Genf. Natürlich suchte ich mir zur Diskussion auch
Leute, die die nichtvorgesehene Möglichkeit meines beruflichen Werdegangs schon
durchlaufen hatten oder nachvollziehen konnten. Oder die bezüglich beider
Optionen neutral eingestellt waren.
Um kurz zu skizzieren: Ich studierte eigentlich Lehramt,
war ein Jahr im Ausland und schrieb eine fachliche Bachelor-Arbeit, studierte
weiter und entschied mich auch eine fachliche Abschlussarbeit zu schreiben. Der
weitere Weg hätte vorgesehen, dass ich dann ins Lehramt einsteige.
Ich entschied mich also noch bevor ich mein Zeugnis in den
Händen hielt. Die nächsten drei Jahre möchte ich eine Doktorarbeit schreiben.
Meine Eltern haderten etwas mit meiner Entscheidung, doch als sie mein Zeugnis
und damit die Note für meine Abschlussarbeit sahen, verstummten jegliche Einwände.
Viele Freunde beglückwünschten mich zu meiner Entscheidung und hätten meinen
Einstieg ins Lehramt als „Perlen vor die Säue“ empfunden. Einer fragte, ob ich
das nur wegen des Titels machen wolle.
So informierte ich immer noch nach und nach Leute, die ich
treffe und die mich fragen. Gestern Abend eben auch, wo sich wieder einmal
zeigte wie unterschiedlich Leute reagieren.
Zuerst sprach ich mit dem Vater. Er freute sich und sagte
grinsend, dass er schon immer wusste, dass ich weiter machen würde. Immerhin
hätte ich das Chemie Studium durchgezogen und bestanden. Wir hatten einen
netten Plausch.
Einige Zeit später sprach ich mit der Mutter und ich konnte
schon an ihrem Gesichtsausdruck sehen, dass sie meine Entscheidung nicht gut
fand. Im Nachhinein würde ich sogar sagen missbilligt. Es folgten eine Reihe
doofe Argumente in Bezug auf Karriere, Kinder, Vereinbarkeit und Familie. Die
Quintessenz war, dass sich diese Stichworte als Lehrer viel einfacher
kombinieren und realisieren lassen.
Bei dieser Diskussion verging mir schon die Lust auf
antworten mich zu rechtfertigen, ich ließ reden und stülpte mir eine
Käseglocke über.
Die Frage ist doch vielmehr, ist es gegenüber den Schülern
und sich selbst sinnvoll einen Beruf zu ergreifen, nur weil dann die Arbeit und
Familie besser vereinbar sind?
Bin ich nicht glücklicher, wenn ich einen Beruf wähle, der
mir Spaß macht und ich gerne arbeite? Ist das nicht das, was eigentlich wichtig
ist?
Mal abgesehen davon, dass ich mit 26 alt genug bin, um
meine Entscheidungen selbst zu treffen. Außerdem neige ich nicht zu Übersprunghandlungen
oder unüberlegten Entscheidungen. Das sagen auch meine Freunde.
Und als ich gestern Abend wieder zu Hause war, wusste ich
warum ich diese Familie in den letzten Monaten so selten getroffen habe. Weil
ich eine solche Reaktion ahnte und sie nicht in meine Entscheidung einwirken
lassen wollte. Für den Vater tut es mir sehr leid, weil er ein echter
Pfundskerl ist und ich ihn sehr gerne mag.
Ich jedenfalls bin glücklich mit meiner Entscheidung und
gespannt auf meinen neuen Lebensabschnitt. Und um hier noch etwas den Freak in
mir raushängen zu lassen, gibt es noch ein Starwars Zitat von Jedimeister
Qui-Gon Jinn: „Feel. Don’t think. Use your instinct.“
Und mein Instinkt sagt mir, dass ich die richtige
Entscheidung getroffen habe.
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