Montag, 2. Dezember 2013

2. Dezember - Adventskranz

Ich sitze auf dem Balkon in der Sonne und schneide Tannenzweige. Vor mir liegt ein Strohkranz, den ich angefangen habe mit Reisig zu binden. Meine Mama kommt grinsend um die Ecke gebogen und sagt: "Na, bist du rückfällig geworden?!"
Die letzten Jahre beschränkte sich meine studentische Wenigkeit auf ein Gesteck mit Kerze, was wahlweise durch Windlicht(er) mit weihnachtlicher Deko oder eine Kerze auf einem Holzscheit für den Blumentopf auf dem Balkon zu ersetzen ist. Dieses Jahr habe ich zum größten Teil nachmittags frei, deshalb machte ich Nägel mit Köpfen. Der Anfang sah etwas struppig aus, dennoch kann sich das Ergebnis sehen lassen.


Ein paar Überlegungen wollte ich noch zum Adventskranz anstellen:
Der Adventskranz ist eine neuere Erfindung. Die Urheberschaft ist wissenschaftlich umstritten. Hermann Bausinger schreibt in „Der Adventskranz – Ein methodisches Beispiel“ : „Offenbar wird die Entstehung eines derartigen Brauches nicht bewußt registriert; in den Anfängen sind solche Phänomene zunächst zu vereinzelt, als daß sie besonders auffallen würden, und nachher sind sie bald zu allgemein und zu selbstverständlich, als daß sie noch auffielen.“  Die Bestandteile haben jedoch eine bestimmte Symbolik.
Der Kranz ist Zeichen des Sieges, jedoch werden auch Totenkränze, Türkränze oder Erntekränze verwendet. Otto Schlißke interpretiert den Kranz als „Siegeszeichen der glaubenden Hoffnung“. Was damit mit der Dornenkrone Jesu zu assoziieren ist. Der Kreis ist auch ein repetitives Symbol, welches weder einen Anfang noch ein Ende besitzt. Soweit ich mich erinnere wird Jesus oft als „Alpha und Omega“ bezeichnet. In der Offenbarung des Johannes (Kapitel 22, 13) steht geschrieben „Ich bin das A und das O, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende.“. Der Kranz kann hier also als Mittel zum Zweck dienen, um diese christliche Vorstellung zu symbolisieren.
Das Immergrün wird oft als ein Ausdruck der immerwährenden Hoffnung gedeutet. „Grüne Zweige können in der Tat schon für frühe Zeiten als winterliches Zeichen nachgewiesen werden“ schreibt Hermann Bausinger. Neben Tannengrün (Nadelhölzer i. A.) können das zum Beispiel Buchsbaum, Eibe, Wachholder, Efeu, Stechpalme (angelsächsische Länder) oder Misteln sein. „Damit schmückte man einst Haus und Hof gegen Geister und Hexen und beschwor Lebenskraft und Fruchtbarkeit des kommenden Jahres.“ (Jutta Kürtz) Das Wintergrün scheint also schon als heidnische Tradition existiert zu haben, dennoch ist grün inzwischen auch eine liturgische Farbe. Dennoch haben diese Zweige auch eine rein praktische Funktion, sie sind über einen längeren Zeitraum stabil, das heißt sie fangen nicht schnell an zu welken.
Kerzen  haben eine vielfältige „symbolische und rituelle Funktion“ (Hermann Bausinger), sowohl christlich als auch heidnisch. Auf den meisten Adventskränzen sind vier Kerzen vorhanden. An jedem Adventssonntag wir eine (weitere) Kerze entzündet. Johann Hinrich Wichern war sich auch der pädagogischen Form des Adventskranzes bewusst. Auf seinen Adventskranz waren 24 Kerzen lokalisiert, was für die Kinder die Zeit erfassbar macht. Mit jeder weiteren brennenden Kerze rückt Weihnachten einen Tag näher. „Kerzenlicht und grüne Zweige, weist im winterlichen Dunkel auf eine hellere Zeit.“ schreibt Hermann Bausinger.

Die Zitate stammen aus folgenden Büchern und Aufsätzen:
Kuertz, Jutta: „Alle Jahre wieder ... Winter- und Weihnachtszeit im Norden“ erschienen im Verlag Boyens &Co.
Schlisske, Otto: „Apfel, Nuss und Mandelkern – Was unsere Advents- und Weihnachtsbräuche eigentlich bedeuten“ erschienen im Schriftenmissions-Verlag Neukirchen-Vluyn.



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